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Individualität im Standard

Wie Unternehmen ihre individuellen Anforderungen in einer Standard-Anwendung zur mobilen Auftragsabwicklung selbst umsetzen können.

Jedes Unternehmen im technischen Service und in der Instandhaltung hat individuelle Prozesse und Anforderungen an die Auftragsabwicklung und Einsatzplanung. Herkömmliche Anwendungen für Field Service Management und die Instandhaltung erlauben meist nur wenig Flexibilität, was individuelle Anwendungsfälle und Prozesse betrifft. Zeitgemäße Field Service Management- und Instandhaltungs-Lösungen dagegen kombinieren Standard-Anwendungen mit einem hohen Potenzial für Individualisierungen. Doch nicht alle Ansätze halten auch in der Praxis, was sie versprechen und bieten nicht die Individualität im Standard, die Kunden suchen.

Herausforderung Individualität in Standard-Anwendungen

Unternehmen, die auf der Suche nach einer Software im Bereich Field Service Management oder Instandhaltung mit einer Standardschnittstelle für SAP sind, sind sich oft nicht sicher, ob eine Standardsoftware oder eine Individualsoftware für sie die bessere Wahl ist.

Während eine Individualsoftware genau auf die Geschäftsprozesse und Bedürfnisse eines Unternehmens zugeschnitten ist, ist deren Entwicklung meist teuer und langwierig. Eine Standardsoftware ist im Vergleich dazu oft deutlich günstiger, schneller verfügbar und hat sich bereits bei anderen Anwendern bewährt. Zudem muss man sich als Unternehmen nicht um Updates für neue Betriebssystemversionen, Sicherheits-Patches und ähnliches kümmern und die Software wird ständig weiterentwickelt. Allerdings sind die Möglichkeiten der Anpassung beschränkt, und jede Anpassung verursacht nicht nur bei der Entwicklung zusätzliche Kosten, sondern auch bei Migrationen auf neue Versionen.

Ein Modul zur individuellen Anpassung einer Standardsoftware verbindet die Vorteile einer Individualsoftware mit denen einer Standardsoftware und bietet Kunden mit einem SAP-Backend maximale Individualität im Standard:

  • Hoher Individualisierungsgrad: Das Unternehmen kann selbständig Standard-Anwendungsfälle anpassen und eigene, individuelle Anwendungsfälle hinzufügen.
  • Migrationsfestigkeit: Über versionierte Schnittstellen kann sichergestellt werden, dass Anpassungen ohne Migrationsaufwände in eine neuere Produktversion übernommen werden können.
  • Hohe Investitionssicherheit und Flexibilität: Über die Jahre können Unternehmen die mobile App immer wieder an ihre Anforderungen anpassen, ohne neue Investitionen zu tätigen.
  • Einfache Verteilung: Mit einem Modul zur individuellen Anpassung können Unternehmen Erweiterungen und Individualisierungen zentral erstellen und an die Techniker verteilen.
Schnittstellen

Anwendungsfälle für die individuelle Anpassung

Die einfachste Form der individuellen Anpassung ist die Darstellung zusätzlicher Informationen, die für den Techniker hilfreich sind. Das kann beispielsweise eine Karte sein, auf der die Geräte eines Werks geografisch aufbereitet sind, oder die Anzeige des aktuellen Wartungsstatus eines Geräts.

Aber auch komplexere Anwendungsfälle lassen sich damit umsetzen, wie zum Beispiel die mobile Erfassung der Reisekosten von Servicetechnikern. Statt die Reisekosten nach der Reise über eine Excel-Liste zu erstellen und Papierbelege einzuscannen, kann der Techniker über die mobile App die Reisekosten sofort erfassen und Belege vor Ort über die Kamera erfassen. Anschließend werden die Daten automatisch an den Innendienst übermittelt. Alle erforderlichen Daten wie Kunde, Adresse oder Reisezeitraum werden dabei aus den Auftragsdaten übernommen und können individuell angepasst werden.

Für komplexe Anpassungen dieser Art haben sich in den letzten Jahren drei technische Ansätze etabliert: No-Code, Pro-Code und Low-Code. Diese Ansätze unterscheiden sich grundlegend nicht nur in ihrer Zielgruppe, sondern auch in ihren Möglichkeiten und Grenzen.

No-Code

Das Wort „Code“ im Namen No-Code bezieht sich auf Quelltext, wie ihn Softwareentwickler typischerweise schreiben, um Aussehen und Verhalten eines Anwendungsfalls zu beschreiben. No-Code-Plattformen verzichten bewusst auf Programmierung über Quelltext. Das macht sie auch für Unternehmen ohne eigene Entwicklungsabteilung interessant: No-Code-Plattformen bieten grafische Tools, über die auch Mitarbeiter der Fachabteilung Eingabemasken per Drag-and-drop erstellen können. Soll beispielsweise beim Klick auf eine Schaltfläche eine Aktion ausgelöst werden, so bieten diese Plattformen eine Sammlung von Standard-Services an, die mit der Schaltfläche verknüpft werden können. Sollen existierende Daten ausgelesen werden, so gibt es auch dafür fertige Services, die per Mausklick angebunden werden können. So lassen sich neue Anwendungsfälle ohne Programmierkenntnisse entwerfen und testen.

Der praktische Nutzen einer No-Code-Plattform steht und fällt mit der Auswahl an vorgefertigten Services. In der Regel ist es problemlos möglich, existierende Daten auszulesen, anzuzeigen und durch den Techniker bearbeiten zu lassen. Auch einfache Validierungen wie Pflichteingaben oder Längenbeschränkungen gehören zum Standard. Was darüber hinaus möglich ist, hängt stark vom jeweiligen Anbieter ab.

An die Grenzen von No-Code-Plattformen stößt man, wenn es um individuelle Fachlogik geht, die vom Anbieter nicht vorgesehen ist: Ein Kommentarfeld soll zum Pflichtfeld werden, wenn ein Grenzwert überschritten wurde; in Abhängigkeit von der Auftragsart sollen andere Daten abgefragt werden; eine Rückmeldung soll nur angelegt werden können, wenn im gleichen Zeitraum noch keine andere Rückmeldung existiert. Fachlogik dieser Art lässt sich auf No-Code-Plattformen oft nur umständlich verwirklichen, indem man zahlreiche Services zu einer komplexen Struktur verbindet. Verhält sich die App dann beim Testen anders als erwartet, kann es schwer sein, den Fehler zu finden und zu beheben. Gerade die visuelle Herangehensweise, die für simple Anwendungsfälle ein Vorteil ist, macht komplexere Fälle schnell unübersichtlich.

Pro-Code

Pro-Code-Plattformen sind das Gegenteil von No-Code: Hier erfolgt die Entwicklung vollständig über Quellcode, also klassische Programmierung. Das bedeutet, dass Unternehmen entweder eigene Softwareentwickler benötigen oder die Programmierung als Dienstleistung von einer Partnerfirma oder dem Hersteller beziehen.

Gerade ältere Pro-Code-Plattformen verwenden oft proprietäre Programmiersprachen und anwendungsspezifische Programmier-Bibliotheken. Das führt zu hohem Einarbeitungsaufwand für Softwareentwickler, oft im Rahmen kostspieliger Schulungen. Diesen Fehler machen zeitgemäße Pro-Code-Plattformen nicht: Sie setzen auf offene Standards, etablierte Programmiersprachen und bekannte Bibliotheken und damit auf die gleichen Technologien, wie sie z.B. für die moderne Webentwicklung zum Einsatz kommen. Das senkt den Einarbeitungsaufwand drastisch. In vielen Fällen sind Programmierer mit den Technologien bereits vertraut. Sind sie es noch nicht, so gibt es eine Fülle von Webseiten, Büchern und Lehrvideos, über die sie sich selbständig einarbeiten können.

Pro-Code-Plattformen zeigen ihre Stärke da, wo No-Code-Plattformen an ihre Grenzen stoßen, nämlich bei kundenspezifischer Fachlogik. Bedingte Validierungen, die flexible Abfrage unterschiedlicher Werte oder zeitliche Überlappungsprüfungen lassen sich in der Regel mit wenigen Zeilen Quellcode umsetzen. Selbst mehrstufige Abhängigkeiten und komplexe Geschäftsprozesse können problemlos abgebildet werden. Und im Gegensatz zu No-Code-Plattformen enthalten Pro-Code-Plattformen in der Regel professionelle Entwicklungswerkzeuge. Zum Standard gehört ein Debugger, der es ermöglicht, den Quelltext Zeile für Zeile auszuführen, und die Unterstützung für Quelltextverwaltungssysteme und sichere Versionierung.

Low-Code

Low-Code-Plattformen schlagen eine Brücke zwischen No-Code und Pro-Code. Einerseits enthalten sie grafische Tools, mit denen Eingabemasken und einfache Aufgaben ohne Programmierkenntnisse umgesetzt werden können. Andererseits ermöglichen sie es, über die Verwendung einer Programmiersprache auch komplexe Fachlogik abzubilden.

Im besten Fall vereinen Low-Code-Plattformen dadurch die Vorteile von No-Code und Pro-Code in einem Produkt: Einfache Eingabemasken und Prozesse können auch ohne Programmierkenntnisse umgesetzt werden; in komplexeren Fällen übernehmen professionelle Softwareentwickler. Leider unterstützen viele Low-Code-Plattformen die Programmierung über Quelltext deutlich schlechter als echte Pro-Code-Plattformen. Ein solches Produkt stellt keine der beiden Zielgruppen zufrieden: Nicht-Entwickler stoßen früher an Grenzen als bei echten No-Code-Plattformen, weil schon mäßig komplexe Logik die Verwendung von Quelltext erfordert. Und Softwareentwickler vermissen die Unterstützung für professionelle Entwicklungswerkzeuge.

Fazit

Ein Modul zur individuellen Anpassung bietet Unternehmen viele Vorteile im Vergleich zu einer reinen Standard-App oder zu einer Individualsoftware. Beim Vergleich zwischen Produkten lohnt es sich aber, genauer hinzusehen:

  • Eine No-Code-Plattform ist sinnvoll, wenn sichergestellt werden kann, dass die technischen Möglichkeiten für die fachlichen Prozesse ausreichen.
  • Eine Low-Code-Plattform kann ein guter Kompromiss zwischen No-Code und Pro-Code sein. Dabei sollte aber geprüft werden, dass die Quelltext-Unterstützung den Anforderungen gerecht wird.
  • Eine Pro-Code-Plattform ist sinnvoll, wenn komplexe Anwendungsfälle benötigt werden. Dies ist gerade im Bereich der mobilen Auftragsabwicklung im technischen Service und in der Instandhaltung häufig der Fall. Deswegen ist hier eine Pro-Code-Plattform am besten geeignet.
Anpassung
Verfasst am 24. Oktober 2022 um 11:24 Uhr